Seit Jakobs Geburt gab es ein großes Thema, welches mich monatelang beschäftigt hat: Stillen vs. Fläschchen: unser Leidensweg, bis hin zur Wochenbettdepression – mein Kampf ums Stillen!
Mehr als nur das – es war ein unglaublich großer Leidensweg für mich. Ein Kampf, den ich schlussendlich leider verloren hatte. Nachträglich betrachtet aber auch ein Kampf, der eben nicht hätte sein müssen. Ein Kampf rund um Stillprobleme, das in Depressionen endete.
Dieser Beitrag wird einer der persönlichsten Beiträge hier auf meinem Blog. Wenn ich aber der einen oder anderen Mami mit meiner Erfahrung helfen kann, so hat es auf jeden Fall etwas gebracht, diesen persönlichen Beitrag niederzuschreiben.
Aber beginnen wir mal von vorne:
Hier lest ist alles zu meinem Geburtsbericht: Meine Bauchgeburt (mein Kaiserschnitt)
Vorab solltet ihr wissen, dass ich bis zur Geburt immer der Meinung wär, wenn das Stillen klappt „super“, wenn nicht „auch super“. Sobald mir aber Jakob auf die Brust gelegt wurde und er einfach von selbst die Brust nahm und trank, wie wenn er nie was anderes gemacht hätte, wollte ich so sehr stillen.
Ich wollte einfach nur das Beste für ihn. Und genau das war auch „mein“ Problem. Ich hab mir so sehr eingeredet (oder besser gesagt einreden lassen), dass nur das Stillen das Beste sei. Das alles andere nicht gut sei für mein Kind.
An dieser Stelle: Bitte vergleicht euch niemals mit anderen Mamis! Und vor allem: Lasst euch nichts einreden! Ihr macht alles, was gut ist für euer Kind – egal ob Stillen oder Fläschchen. Ihr macht immer das Beste für euer Kind. Ihr seid immerhin die Mama!
Unser Kampf ums Stillen begann bereits im Krankenhaus. Ich hatte leider nur direkt nach der Geburt eine wundervolle Hebamme, die auch Stillberaterin war. Sie zeigte mir das richtige Anlegen und 1-2 Stillpositionen. Leider sah ich sie danach nicht mehr. Ich versuchte also sofort zu stillen und Jakob nahm auch gleich die Brust an. Es schien, als würde alles super funktionieren.
Zumindest im ersten Moment. Am ersten Tag. Doch ich war natürlich sehr unwissend. Ich wusste nicht, wie das Stillen genau funktioniert. Wie und wie oft man am besten anlegen sollte. Was es bedeutet, wenn das Baby an der Brust schreit und weint. Was es bedeutet, wenn meine Brüste schmerzen. Und viele weitere Dinge, die ich als Neumami eben nicht wusste.
Die ersten zwei Tage dachte ich noch, dass unsere Stillbeziehung super funktioniert. Zumal in dieser Zeit auch eine weitere Hebamme vorbeikam und mir bestätigte, dass ich wohl trotz Kaiserschnitt schon den Milcheinschuss sehr früh hatte und ich mehr als genug Milch habe. Ich freute mich. Ich wollte nun so sehr stillen.
Am zweiten Tag nach der Geburt wurde Jakob erneut gewogen. Er hatte zu diesem Zeitpunkt leider schon abgenommen. Wir waren bei einer Abnahme von etwas über 10%. Und hier begann auch „mein Albtraum“ und mein Kampf ums Stillen – denn die Hebammen im Krankenhaus machten mir ein unglaublich schlechtes Gewissen, weil mein Kind so viel abnahm. „Ich hätte zu wenig Milch“, „Meine Milch sei nicht sättigend“, „Er schreit, weil er Hunger hat“ bis hin zu „Ich soll ihm endlich die Flasche geben“.
Und obwohl ich so viel von Milcheinschuss nach Kaiserschnitt, Stillen, Saugverwirrung & Co. davor gelesen hatte, ließ ich es schließlich weinend zu. Die Hebammen gaben Jakob schlussendlich die Flasche. Ich war ja trotzdem unwissend und habe somit auf die Hebammen vor Ort vertraut. Ich bin davon ausgegangen, sie wissen, was sie tun. Immerhin wollte ich nicht, dass mein Kind hungert oder noch mehr abnimmt.
Ich hörte also von einer Sekunde auf die andere auf zu Stillen. Denn „ich hätte ja keine Milch“. Jakob bekam also die Flasche. Und mit jeder Flasche spürte ich einen kleinen Herzschmerz, dass ich für mein Kind „nicht das Beste machen konnte“. Immer wieder schwirrten diese Gedanken herum.
Am dritten Tag geschah dann genau das, womit ich auch nicht gerechnet hatte: Ich bekam einen schmerzhaften Milchstau. Wie kann es also sein, dass ich keine Milch habe? Wie kann ich so schmerzende Brüste und einen Milchstau haben, wenn ich doch nicht Stillen könnte? Eine Antwort auf meine Frage gab es nie.
In diesem Moment entschied ich uns beide am nächsten Tag (also an Tag 4 nach dem Kaiserschnitt) aus dem Krankenhaus zu entlassen. Normalerweise bleibt nach einem Kaiserschnitt, laut dem Krankenhaus, wo ich entbunden hatte, etwa 5 Tage da. Ich wollte mit meinem Kind jedoch nur noch dort weg – weg von den Hebammen, die mir Dinge einredeten, die eben nicht wahr waren.
Ich wollte mit Jakob nach Hause – nach Hause zu seinem Papa und nach Hause in unsere sichere Umgebung.
An Tag 4 holte uns Philip schließlich ab und wir durften endlich nach Hause. In den letzten Stunden versuchte ich mir mehr Wissen rund ums Stillen anzueignen und verbrachte, während Jakob friedlich auf mir lag, immer wieder meine Zeit scrollend am Handy und recherchierte.
Zuhause angekommen, entschieden wir zusammen als Familie es zu probieren, von der Flasche wegzukommen und vollzustillen. Philip war mir hierbei die größte Stütze! Der Kampf ums Stillen ging weiter.
Ich versuchte alles – von den 24 Stunden war Jakob gefühlt 24 Stunden tatsächlich nur an der Brust. Dennoch mussten wir weiterhin auch mit der Flasche zufüttern, da sich sein Gewicht nicht wirklich besserte. Und das über mehrere Wochen.
Schließlich schafften wir es, dass wir nur noch 1-2 Flaschen in 24 Stunden zufüttern mussten. So dachte ich zumindest. Denn Jakob weinte trotzdem sehr oft an der Brust. Und ich weinte mittlerweile bei fast jedem Stillen, weil Jakob so viel an der Brust weinte. Er war sichtlich erst dann „glücklich“, als er die Flasche bekam und sich „satt trinken konnte“.
Wir hatten bereits viele Wochen Kampf ums Stillen hinter uns. Jakob war schon 3 Monate alt und das Vollstillen klappte nicht. Er schrie die Brust immer mehr und immer öfters an. Und mich machte das gleichzeitig immer trauriger.
Nach weiteren Recherchen sind wir auf eine „Stillberaterin“ gestoßen. Ich hatte zwar eine Nachsorge-Hebamme, doch eine Stillberaterin war sie nicht. Schließlich fanden wir eine ganz liebe Stillberaterin, die uns besuchen kam.
Und plötzlich machte alles einen Sinn: die geringe Gewichtszunahme trotz gefühlt 24 Stunden stillen und das Weinen an der Brust. Unsere Stillberaterin diagnostizierte ein zu kurzes Zungenbändchen, das der Grund hierfür war.
Wir bekamen schnell einen Termin bei einer Ärztin, die das Zungenbändchen durchtrennte. Jakob war zu dem Zeitpunkt aber schon fast 4 Monate alt.
Uns wurde von der Stillberaterin auch beim ersten Treffen gleich mitgeteilt, dass die Durchtrennung zwar sehr wichtig für die Zukunft sei, aber dass es nach dieser langen Zeit mit dem kurzen Zungenbändchen trotzdem noch schwierig sein KÖNNTE (nicht muss!), zum Vollstillen zu kommen und der Kampf dann weitergehen müsste. Man könnte z. B. stillfreundlich zufüttern und so versuchen, die Flasche wieder immer mehr wegzulassen.
Zum Thema Zungenbändchen ist noch folgendes wichtig zu wissen: Das Zungenbändchen wurde nicht NUR aufgrund des Stillproblems durchtrennt. Bei einem zu kurzen Zungenbändchen könnten später folgende Probleme beim Kind entstehen: Probleme beim Essen, Probleme beim Sprechen, Zahn- und Kieferbildung. Für uns waren dies eigentlich die Hauptgründe, weshalb wir uns sofort dafür entschieden und der Durchtrennung zustimmten.
Wir entschieden also als kleine Familie zusammen, dass wir das Zungenbändchen auf jeden Fall durchtrennen lassen.
Zu diesem Zeitpunkt hatte ich bereits Depressionen. Ich konnte die erste Zeit bis dato mit Jakob kaum genießen. Denn es ging bei uns immer nur um meinen “Kampf ums Stillen” und „Versagen als Mama“ – denn genau so hatte ich gefühlt.
Deshalb entschieden wir auch, dass wir nach der Trennung noch 2 Wochen versuchen, ob das Vollstillen klappt. Sollte dies nicht der Fall sein, werden wir den Kampf dahingehend aufgeben und komplett auf Flasche umstellen. Zum Einen, weil wir unser Kind natürlich nicht noch mehr weinen sehen wollten, wenn er sichtlich mit der Flasche glücklicher war.
Und zum anderen, weil ich endlich für mich einen Schlussstrich ziehen musste, um gegen die Depressionen, die dadurch entstanden waren, kämpfen zu können.
Der Versuch scheiterte leider. Trotz Durchtrennung wurde unsere Stillbeziehung leider nicht besser. Obwohl Jakob seit der Durchtrennung tatsächlich anders trank, schrie er weiterhin immer wieder die Brust an. Ich denke, es war Gewöhnung. Er war die Flasche einfach schon sehr gewöhnt. Immerhin war es auch einfacher, an der Flasche zu trinken und für ihn nicht so mühsam wie das Stillen mit einem kurzen Zungenbändchen.
Mit exakt 4 Monaten hörte ich also komplett auf zu Stillen. Ich hatte den Kampf ums Stillen nun endgültig aufgegeben. Davor ließ ich mir als Erinnerung noch ein Schmuckstück machen – eine Kette aus Jakobs Haarlocke und meiner Muttermilch.
Ich hörte also auf zu Stillen und wechselte zu 100% auf die Flasche – ohne Tränen (von Jakobs Seite), ohne weiteren Kampf.
Bei mir hingegen sind natürlich viele Tränen geflossen. Ich war ja immer noch in meinen Depressionen gefangen.
Mit dem Abstillen und mit der Halskette als Erinnerung begann ich also nun auch für mich zu kämpfen – zurück zu einem wundervollen Leben mit meinem Sohn. Und weg von den Vorwürfen mir gegenüber und den Depressionen.
Bis heute (heute ist Jakob etwas über 6 Monate alt) gibt es Tage, an denen ich traurig bin und das Stillen sehr vermisse. Doch in den letzten 2 Monaten konnte ich endlich die Zeit mit meinem Baby genießen. Und auch die Vorteile durch die Flasche: denn hier und da habe ich nun auch ein paar babyfreie Stunden – darf ein langes Bad machen, ohne dass nach der Brust geschrien wird, oder mit Freunden essen gehen. Denn der Papa kann nun auch alles zu 100%, was ich als Mama auch kann.
Fazit: Stillen ist NICHT einfach! Und wer das behauptet, hat noch nie eine verzweifelte Mama erlebt. Hört auf Mamas zu verurteilen – vor allem, wenn es um ein derartiges Trigger-Thema geht. Seid lieb zueinander und habt Verständnis für jeden Weg, den einen Mami geht. Ihr wisst nicht, was dahinter steckt!
Wie war das bei euch? Konntet ihr Stillen? Oder habt ihr euch von Beginn an einfach für Fläschchen geben entschieden?
Dir hat dieser Beitrag gefallen? Dann merk ihn dir gerne auf Pinterest:
2 Kommentare
[…] […]
[…] Alle Beiträge Leben mit Baby Leben mit Kind Mamaleben Schwangerschaft […]